Vegetarische und vegane Ernährung

«Vegetarische Ernährung» ist ein Oberbegriff für verschiedene Ernährungsformen, bei denen auf bestimmte oder alle tierische Lebensmittel verzichtet wird. Am weitesten verbreitet ist die ovo-lacto-vegetarische Ernährung. An tierischen Lebensmitteln werden Eier (ovo) und Milchprodukte (lacto) verzehrt, jedoch kein Fleisch und kein Fisch. Bei der veganen Ernährung werden keine tierischen Lebensmittel gegessen.

Vegetarische Ernährung

Eine ovo-lacto-vegetarische Ernährung ist für Säuglinge und Kleinkinder gut möglich. Voraussetzung ist eine ausgewogene Ernährung, mit einem besonderen Augenmerk auf diejenigen Nährstoffe, die üblicherweise über Fleisch und Fisch zugeführt werden. Dies gilt vor allem für Vitamin B12, Omega-3-Fettsäuren und Eisen:

  1. Um den Bedarf an Vitamin B12 zu decken, genügen in der Regel drei Portionen Milchprodukte täglich und der gelegentliche Konsum von Eiern.
  2. Pflanzliche Omega-3-Fettsäuren sollten täglich konsumiert werden. Diese sind zum Beispiel in Rapsöl, Leinöl oder Baumnussöl enthalten. Verwenden Sie diese Öle bevorzugt in der kalten Küche oder geben Sie sie nach dem Kochen zur fertigen Mahlzeit. Denn bei hohen Temperaturen können die Fettsäuren zerstört werden. Algen enthalten ebenfalls Omega-3-Fettsäuren, sind aber für Säuglinge und Kleinkinder ungeeignet. Sie können Halb- und Schwermetalle und grosse Mengen Jod enthalten.
  3. Die Aufnahme von Eisen im Körper wird verbessert, wenn gleichzeitig Vitamin C aufgenommen wird, zum Beispiel ein Haferbrei mit etwas Fruchtsaft oder eine Mahlzeit mit Linsen, Kartoffeln, Peperoni oder Broccoli. Auch Eier sind gute Eisenlieferanten.

Proteinreiche Alternativen zu Fleisch und Fisch sind Eier, Hülsenfrüchte und Tofu oder Sojaprodukte. Sobald Ihr Kind 1 Jahr alt ist, können Sie ihm auch Käse, Quark und ab und zu Quorn zu essen geben.

Sprechen Sie mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt und lassen Sie sich beraten, wenn Sie Ihr Kind vegetarisch ernähren möchten.

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Vegane Ernährung

Eine vegane Ernährung wird für Säuglinge und Kleinkinder nicht empfohlen. Für Wachstum und Entwicklung benötigen sie genügend Energie und Proteine sowie weitere wichtige Nährstoffe. Dieser Bedarf kann am besten mit pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln gedeckt werden. Je jünger ein Kind ist, umso stärker wirkt sich ein Nährstoffmangel auf seine Entwicklung aus. Wer sein Kind aber trotzdem vegan ernähren will braucht eine gute Planung, regelmässige ärztliche Kontrollen und eine konsequente Umsetzung. Dabei sind, ergänzend zu den allgemeinen Empfehlungen für die Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern folgende Punkte zu beachten:

  1. Lassen Sie sich von einer qualifizierten Ernährungsberatung betreuen und von Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt beraten. Es müssen regelmässig Laborkontrollen beim Kind durchgeführt werden.
  2. Für stillende Mütter: Nehmen Sie in der Stillzeit Vitamin B12 als Supplement ein, achten Sie auf eine ausreichende Omega-3-Fettsäuren-Zufuhr und lassen Sie Ihre Laborwerte kontrollieren, falls Sie sich vegan ernähren.
  3. Ist Stillen nicht möglich, ist eine sojabasierte Säuglingsanfangsnahrung die einzige Alternative für die Ernährung des Säuglings. Pflanzliche Drinks wie Hafer-, Reis- oder Sojadrink sind im 1. Lebensjahr ungeeignet, da sie nicht den Nährstoffbedürfnissen des Säuglings entsprechen.
  4. Ab Einführung der Beikost benötigt Ihr Kind Vitamin B12 als Supplement. Möglicherweise sind auch Supplemente mit Eisen, Jod, Calcium oder weiteren Nährstoffen nötig. Beachten Sie ausserdem die Informationen zu Omega-3-Fettsäuren und Eisen im Kapitel «vegetarische Ernährung» sowie die Empfehlungen zu Vitamin D, Jod und Fluorid auf dieser Webseite.
  5. Achten Sie auf genügend Energie, zum Beispiel in Form von Nussmus oder gemahlenen Nüssen, pürierten Hülsenfrüchten, Getreideflocken oder Ölen. Bevorzugen Sie gekochtes statt rohes Gemüse, denn dieses füllt den kleinen Magen weniger stark.
  6. Die Proteinzufuhr muss bei veganer Ernährung höher sein, damit alle Aminosäuren (die Bausteine der Proteine) in ausreichender Menge aufgenommen werden. Zusätzlich ist die richtige Kombination von pflanzlichen Proteinen wichtig, zum Beispiel Getreide mit Hülsenfrüchten oder gemahlenen Nüssen.
  7. Pflanzliche Lebensmittel enthalten nebst wertvollen Nährstoffen auch unerwünschte Stoffe. Diese können die Aufnahme von Nährstoffen im Darm hemmen oder hormonähnliche Wirkungen haben. Durch eine möglichst vielfältige Lebensmittelauswahl kann dieses Risiko verkleinert werden.
  8. Verwenden Sie möglichst unverarbeitete Lebensmittel. Verarbeitete Lebensmittel enthalten oft viel Fett, Zucker, Salz oder andere Stoffe. Das gilt sowohl für vegane Produkte als auch für nicht-vegane Produkte.
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